Von 6 auf 27: Besuch beim Europa-Punkt in Bonn

Keine zeitraubenden Passkontrollen mehr, unkomplizierte Umzüge innerhalb Europas, freie Arbeitsplatzwahl in der EU, ein einheitlicher Wirtschaftsraum mit vereinbarten Standardisierungen (etwa normierte USB-Sticks), die das Reisen und Arbeiten im EU-Ausland erleichtern, „roam like at home“, telefonieren im EU-Ausland zum inländischen Tarif also, Verbundenheit durch gemeinsame Werte: All das seien Errungenschaften, die Menschen der EU tagtäglich genießen könnten, so Andreas Christ vom „Europa-Punkt“, der Vertretung der europäischen Kommission in Bonn, der Schüler*innen der 10C in einem informativen Vortag und in einem nachfolgenden Workshop Einblicke zum Thema „Geschichte, Strukturen und Herausforderungen der Europäischen Union (EU)“ ermöglichte.
Nicht alle Länder Europas gehörten zur EU. Hier müsse man immer wieder auch sprachlich genau sein, meinte Herr Christ. Aktuell aber gehörten 27 Mitgliedstaaten zur EU. Viele Ländern wollten zudem Mitglieder der EU werden und könnten das in absehbarer Zeit als EU-Beitrittskandidaten sicher auch.
Der Weg zur EU heute begann 1951 mit der Gründung der „Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl“ (EGKS), der so genannten Montanunion, nach dem französischen Außenminister Robert Schuman auch „Schuman-Plan“ genannt, in der sich sechs Länder (Frankreich, Deutschland, Italien und die Benelux-Staaten Luxemburg, Belgien und die Niederlande) zu einem Wirtschaftsverband zusammentaten. Aus diesem wirtschaftlichen Impuls heraus und natürlich der Erkenntnis, durch Zusammenarbeit und Austausch auch eine Grundlage für eine friedliche Gemeinschaft schaffen zu können, entwickelte sich die EU als politische Gemeinschaft, die heute u.a. über eine gemeinsame Wirtschafts- und Klimapolitik Weltpolitik macht.
Gemeinsame Herausforderungen (der Krieg in der Ukraine, internationaler Terrorismus, Fake News-Bekämpfung, Verständigung über eine gemeinsame Migrations- und Asylpolitik …) erforderten diese übernationale Kooperation mehr denn je, so Herr Christ, und zudem gemeinsame politische Organe auf EU-Ebene zur Bewältigung der genannten Aufgaben:
der „Europäische Rat“ (Treffen von Entscheidungen über die allgemeine politische Ausrichtung und die Leitlinien der EU durch die Regierungschefs der Länder)
die „Europäische Kommission“ (die Exekutive, „Regierung der EU“, Repräsentanz der EU auf internationaler Ebene, „Hüterin“ der in EU-Verträgen vereinbarten Ziele und deren Umsetzung in Rechtsvorschriften … mit 27 unabhängigen Minister*innen für Handel, Klima …, jeweils eine(n) aus jedem EU-Land)
der „Rat der Europäischen Union“ (auch Ministerrat genannt, wo EU-Minister*innen über Rechtsvorschriften beraten, diskutieren und Vereinbarungen treffen)
das Europäische Parlament“ mit für fünf Jahre gewählten Abgeordneten, die u.a. den EU-Haushalt beschließen und an der EU-Gesetzgebung mitwirken. Zusammen mit dem Ministerrat ist das Europäische Parlament das Hauptbeschlussorgan der EU, d.h. hier werden die Gesetze für die EU beschlossen, die den Lebensalltag der Menschen mitunter sehr konkret regeln.
Am 9. Juni 2024 stellen sich Bewerber*innen aus acht Fraktionen zur Europawahl: Insgesamt 720 Abgeordnete, davon 96 aus Deutschland, können gewählt werden.
Um die Werte innerhalb der EU wie Freiheit, Selbstbestimmung, Toleranz, Demokratie, Rechtstaatlichkeit, Schutz vor Minderheiten … auch in Zukunft schützen zu können, sei es wichtig, so Herr Christ, dass sich vor allem junge Leute, die ja erstmals am 9. Juni ab dem 16. Lebensalter wählen können, politisch engagieren und für Politik interessieren, sich eine Meinung bilden und wählen gehen, um nach der EU-Wahl ein Europäisches Parlament zu haben, in dem sich die gewählten Abgeordneten auch in Zukunft wirkungsvoll für diese unsere Werte einsetzen können und in dem vor allem Rechts- und Linkspopulisten keine Chance haben, unsere freie Welt zu zerstören.

Text und Fotos: SCU