…über 1000 Zigarettenstummel, zwei Schnuller, ein Kleiderbügel und mehrere Eimer voll Verpackungsmüll…
…waren das Ergebnis einer Müllsammelaktion der Klasse 7a. Diese war Teil eines Projektes des Vereins „The Blue Mind e.V.“, das mit zwei siebten Klassen stattfand. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, „Umweltschutz an diejenigen Orte zu tragen, die weitab vom Meer liegen.“ Was aber hat unser Leben und Handeln in Wittlich mit dem Schutz der Meere zu tun? Das konnte die Meeresbiologin Angela Jensen aus Trier den Schülerinnen und Schülern während des Projektes eindrucksvoll vermitteln. Sie ist Meeresbiologin, gelernte Forschungstaucherin und Tauchlehrerin, hat an der Universität in Bremen und der Ocean University of China studiert, an internationalen Forschungsausfahrten u.a. mit dem deutschen Eisbrecher Polarstern, im Auftrag des Alfred-Wegener-Institutes Bremerhaven, in der Antarktis teilgenommen, Forschungsaufenthalte in Spanien, China und der Schweiz verbracht und 2014 die meeresbiologische Station auf den Malediven geleitet, wo der Fokus auf der Erhaltung des Ökosystems Korallenriff lag, um nur ein paar Stationen ihres Lebens zu nennen.2 Frau Jensen berichtete sehr anschaulich und mitreißend aus ihrem bewegten Leben. In einem mitreißenden Vortrag voller spannender und lustiger Anekdoten konnten Frau Jensen die Schülerinnen und Schüler von der Schönheit und Artenvielfalt unserer Meere und Korallenriffe begeistern. Sie vermittelte anschaulich, dass der Schutz der Meere durchaus hier in Wittlich vor unserer Haustür beginnt und welche Möglichkeiten der Müllvermeidung es gibt. Es seien nicht nur die großen und kleinen Fischernetze, welche an den in z.T. über Jahrmillionen entstandenen Korallenriffen hängen blieben und diese in kurzer Zeit zerstörten. Durch Windeintrag und den Regen gelange „unser“ Plastik3 über Flüsse bis ins Meer, so dass in allen großen Weltmeeren Müllstrudel vorzufinden seiden. Es gibt laut dem Nabu „fünf große hydrographische Wirbel, in denen sich gigantische Müllteppiche im Zentrum der Ozeane ansammeln. Der wohl bekannteste ist der „Great Pacific Garbage Patch“ im Nordpazifik, der inzwischen die Größe Mitteleuropas erreicht hat. Zwischen den Strudeln bewegen die großen Meeresströmungen den Müll umher.“ 4 Meerestiere bleiben nicht nur in den Netzen hängen, sondern fressen immer häufiger Plastik und verenden. Hinzu kommt, dass Plastik lange Abbauzeiten hat und Mikroplastik (d.h. Kunststoff-Partikel, die kleiner als fünf Millimeter sind) u.a. durch Verwehungen von Sport- und Spielplätzen, Abrieb von Schuhsohlen, über Textilien aus Polyester, aber vor allem durch den Reifenabrieb von Autos über Wind und Wasser verbreitet werden. Daneben findet Mikroplastik auch in Kosmetika wie Peelings, Zahnpasta, Babywindeln und vielen anderen Produkten Verwendung. Es gelangt durch das Trinken von Leitungswasser, vermehrt durch Wasser aus Plastikflaschen, und das Einatmen von Staub aus der Luft, aber auch über Fische und Meeresfrüchte in den menschlichen Körper. Der WWF vergleicht den unabsichtlichen Konsum von Plastik mit der Größe einer Kreditkarte: „Pro Woche isst jeder von uns eine Kreditkarte“. Umgerechnet sind das etwa fünf Gramm Plastik. Die Plastikteilchen können giftige Stoffe, wie Pestizide und Weichmacher, enthalten, das sind endokrine Disruptoren. Sie wirken wie Hormone und können Übergewicht, Allergien, Unfruchtbarkeit und Krebs begünstigen. Laut Nabu findet man es „im Wasser, in der Luft, in den Böden und selbst in Meeresregionen wie der Arktis fernab der menschlichen Zivilisation“.5 Auch in der Lieser konnten die Schülerinnen und Schüler kleinste Plastikfasern mit dem Binokular nachweisen. Um das herauszufinden hatten sie zuvor ein Fangnetz für Kleinstteilchen für eine halbe Stunde in die Strömung der Lieser gehängt und werteten zurück im Biologieraum die Probe mit Binokularen aus. An der blauen Farbe erkennbar, konnten sie schließlich neben Insektenlarven auch kleinste Plastikfasern in der Lieser nachweisen.
Es stellte sich schließlich die Frage, was wir gegen den Plastikkreislauf tun können? Gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern erarbeitete Frau Jensen Möglichkeiten der Plastikvermeidung, wie wiederverwertbare Brotdosen und Flaschen verwenden, Taschen und Behälter beim Einkauf nutzen, möglichst auf Verpackungen verzichten, feste Seife usw. nutzen. Man sollte jetzt nicht alles, was zuhause aus Plastik besteht, wegschmeißen. Es ginge vielmehr darum, bewusst einzukaufen, zu prüfen, ob es plastikfreie und umweltschonende Alternativen gibt und ob man das Produkt wirklich benötigt. Vielleicht kann ein nicht funktionierendes Gerät repariert werden, statt sofort ein neues zu kaufen. Kleidung sollte möglichst lange tragen werden, sie kann ggf. nach Gebrauch weitergegeben werden oder vielleicht sogar „Secondhand“ gekauft werden. Das schont nicht nur den Geldbeutel, sondern auch die Umwelt. Würde es jedem gelingen, im Rahmen seiner Möglichkeiten einen kleinen Beitrag zu leisten, dann wäre in der Summe schon viel gewonnen, war der Grundtenor der Diskussion.
Höhepunkt des Projektes war schließlich ein virtueller Tauchgang mit VR-Brillen, bei dem keine computeranimierten Filme, sondern Live-Aufnahmen aus verschiedenen Meeren gezeigt wurden. Die Schülerinnen und Schüler konnten im wahrsten Sinne des Wortes „abtauchen“, Seegraswiesen, Korallenriffe und vorbeischwimmende Haie bestaunen und als eindrucksvollstes Erlebnis unter einem Mantarochen mit einer Spannweite von ca.4 Metern tauchen.
Wir danken ihr für ihr Engagement, und dass sie uns an ihren Erlebnissen so eindrucksvoll und mitreißend hat teilnehmen lassen. Ein Dankeschön geht auch an Frau Willmes, die das Projekt angeregt hat.
Astrid Eiden-Thömmes
1Quelle: https://thebluemind.org/
2 verändert nach Quelle: https://thebluemind.org/
3Quelle Nabu: „Pro Jahr werden 300 Millionen Tonnen Plastik produziert, davon landen mehr als 10 Millionen Tonnen als Müll in den Ozeanen (Schätzung UNEP). Auf jedem Quadratkilometer der Wasseroberfläche treiben inzwischen bis zu 18.000 Plastikteile unterschiedlichster Größe.“
4https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/meere/muellkippe-meer/16805.html
5https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/ressourcenschonung/kunststoffe-und-bioplastik/25222.html