Am Freitag, dem 24.08.2012, konnten sich unsere Streitschlichterinnen und Streitschlichter über prominenten Besuch freuen: Der Bürgerbeauftragte des Landes, Herr Dieter Burgard, war auf Einladung der Streitschlichter-Betreuerinnen Frau Kling und Frau Treis in die Schule gekommen.
Pünktlich zur ersten Stunde fand man sich im Raum 102 ein; die Spannung war groß, hatten doch die Schülerinnen und Schüler bisher nur theoretisch (während ihrer Ausbildung) Kenntnis über den Bürgerbeauftragten, auch Ombudsmann genannt, erlangt. Nach der Begrüßung durch den Schulleiter, Herrn Mayer, stellte Herr Burgard seinen beruflichen Werdegang dar und beschrieb, wie es zu seiner Wahl als Nachfolger von Herrn Ulrich Galle, Bürgerbeauftragter des Landes von Januar 1995 bis März 2010, gekommen war.
Er informierte darüber, dass es die ersten Ombudsmänner (ombud = altnordisch für Vermittler, Vertreter, Bevollmächtigter) bereits seit Beginn des 18. Jahrhunderts in skandinavischen Ländern gab und sich die Idee etwa ab den siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts überall in der Welt verbreitet. Wie in Rheinland-Pfalz (seit 1974), gibt es nur noch in drei weiteren Bundesländern eine/n Bürgerbeauftragte/n: in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Thüringen. Allerdings gibt es in den anderen Bundesländern und auch auf Bundesebene in verschiedenen Fachbereichen Beauftragte, z.B. den Wehrbeauftragten.
Herr Burgard sprach nun über seine Aufgaben, verschwieg aber auch nicht, dass er bei manchen Anliegen keine Handlungsmöglichkeiten habe. Er berichtete von der alltäglichen Arbeit, wusste aber auch von vielen, teils recht absonderlichen Spezialfällen zu erzählen. Er legte dar, dass pro Jahr mehr als 4000 Petitionen bei ihm eingingen, von denen etwa zwei Drittel positiv für den Petenten endeten, dem im Übrigen keine Kosten entstünden. Zur Erledigung seiner Aufgaben hat er Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Juristen etwa. Jedoch wird kein Fall abgeschlossen, ohne dass Herr Burgard diesem persönlich zustimmt. Ein großes Plus sieht Herr Burgard für seine Arbeit darin, dass er übliche „Dienstwege“ nicht einhalten muss, sondern jeweils in einer Angelegenheit unmittelbar mit der oder dem Hauptverantwortlichen (einer Behörde z.B.) Kontakt aufnehmen kann. Dies verkürze die Verfahrenszeit ungemein und führe auch schneller zu einer einvernehmlichen Lösung, weiß er.
Schnell erkannten die Schülerinnen und Schüler Übereinstimmungen mit ihren eigenen Aufgaben als Schulmediatorinnen und -mediatoren; es wurden aber auch Unterschiede in den Verfahren deutlich.
Der regelmäßig veröffentlichte Jahresbericht, der auch im Internet nachzulesen ist, gibt detaillierte Auskunft über die wichtige Aufgabe, die Herr Burgard für die rheinland-pfälzischen Bürgerinnen und Bürger wahrnimmt. Dabei versteht er sich ausdrücklich als Anwalt aller.
Herr Burgard lud die Schülerinnen und Schüler auch ein, seine homepage zu besuchen, und ermunterte sie am Ende der Veranstaltung, sich ihre Qualitäten als Vermittler auch in Zukunft zunutze zu machen und auf diese Weise zu tragfähigen Konfliktlösungen zu verhelfen. So äußerte er schließlich die Hoffnung, „dass ihr vielleicht dann meine Arbeit überflüssig macht“. Ein Wunsch, den die Jugendlichen nur zu gerne erfüllen würden, den die Realität jedoch kaum zulassen wird. Die Streitschlichtergruppe bedankte sich mit kräftigem Applaus und einem kleinen Naschwerk bei Herrn Burgard und war unisono der Meinung, dass diese Veranstaltung überaus gelungen war.
Im Anschluss an den Besuch von Herrn Burgard überreichte Herr Mayer den elf erst kürzlich ausgebildeten Mädchen (alle 10. Klasse) Urkunden und Buttons und übertrug ihnen die Aufgabe, ihren Dienst für eine konfliktarme Schule wahrzunehmen. Er bedankte sich im Namen der Schulgemeinschaft bei allen Streitschlichterinnen und Streitschlichtern.
Aktuell sind folgende Schülerinnen und Schüler als Mediatoren am Cusanus-Gymnasium tätig:
- Leah Becker, Kevin Gröff, Claudia Jonas, Alexandra Krämer, Marius Leyendecker, Vanessa Raskob, Dorothee Wilms und Cindy Zuch (alle MSS 13),
- Theresa Anneken, Benedikt Gangolf und Anna Krickel (alle Klasse 10A),
- George Gense, Reyhan Osta, Ann-Kathrin Prinz, Lisa Reudelsterz, Sarah Schinhofen, Frauke Thul, Anne Wagner und Laura Witz (alle 10B),
- Tobias Bretz, Bernadette Ferrara, Katerina Khrebtov, Carolin Kohl, Sophie Schleidweiler, Ksenija Spirin, Kathrin Walesch und Sandra Weißkopf (alle 10C)
- Sabine Barzen und Carolin Halcour (alle Klasse 10D).
Diese große Zahl ist sehr erfreulich; zeigt sie doch, dass viele Jugendliche einerseits ein großes Interesse daran haben, vermittelnd und konziliant mit anderen umzugehen, und andererseits bereit sind, ihren Mitschülerinnen und Mitschülern in Konflikten helfend zur Seite zu stehen.
Marianne Treis