Wie wir auf den Krebs gekommen sind…

Gedanken des Kunst-LKs zum Entstehen des Jubiläumsmaskottchen

Zu Beginn des Schuljahres haben wir uns im Leistungskurs Kunst zusammengesetzt und darüber nachgedacht, was es bedeuten kann, dass in dem laufenden Schuljahr unsere große Hundertjahrfeier ansteht.

Wir haben uns dann ganz klassisch zunächst einmal eine große Mind-Map vorgestellt, bei der, ausgehend von unserem Gymnasium im Zentrum, mögliche Spiel- und Gestaltungsräume herum gruppiert wurden. Ziemlich schnell war klar, dass es ein Fest werden muss, ein Theaterstück, dass wir dabei das Gebäude, aber genauso digitale Medien einbeziehen wollen.

Uns wurde auch ziemlich schnell klar, dass wir uns über unser Profil, über unsere „Corporate Identity“, dringend Gedanken machen müssten. Denn warum heißen wir eigentlich Cusanus-Gymnasium? Wer war dieser Nikolaus von Kues und was hat das mit uns als Schule zu tun? Irgendwie bleibt das bisherige Schulprofil hinsichtlich unseres Namenspatrons merkwürdig vage. Dabei ist der Theologe, Philosoph, Mathematiker, Gelehrte der Frührenaissance eine spannende Person und sein Geburtsort liegt nicht weit von unserer Schule in Kues an der Mosel. Ein Blick auf das Geburtshaus offenbart uns das Wappentier des Nikolaus von Kues, nämlich den Krebs, genauer den Moselflusskrebs. Und der hat uns dann magisch angezogen. Wir wollten auch ein Wappentier als Symbol und Identifikationsfigur. Und wir wollten den Bezug zu Nikolaus von Kues verdeutlichen. Es musste also der Krebs sein!

Wir planten außerdem mit Teasern zu arbeiten, also die Umgebung unserer Schule neugierig zu machen auf das, was hier passiert. Das sollte über Sticker, Krebssteine (analog der Stolpersteine), über Facebook- und Instagram-Kanäle, über einen Slogan, aber auch ein T-Shirt mit Logo geschehen. Auch auf der Außenfassade unseres Gebäudes sollte etwas auf das Jubiläum hinweisen.

Die Fragen „Was machen wir denn auf das T-Shirt?“, „Was soll unser Logo sein?“ haben wir uns ja schon selbst beantwortet: „Na klar, der Krebs muss drauf!“ Wir brauchen ein Maskottchen und hier haben wir es.

Es war schon ein wenig merkwürdig, dass, wann immer wir auf unsere Mind-Map blickten, immer wieder der Krebs als Motiv auftaucht. Wir haben uns sogar ein Kuscheltier in Krebsform vorgestellt. Es war uns zunächst gar nicht bewusst, aber der Krebs war unsere Identifikation, unsere Brücke hin in die Vergangenheit zu einer Person, die wir noch zu wenig kennen, aber unbedingt näher kennenlernen wollen.

Das alles waren zunächst nur Überlegungen innerhalb des Kurses, bei einem Treffen der Planungsgruppe der Lehrerinnen und Lehrer wurde dann die Idee des Krebses als Maskottchen einem größeren Rahmen vorgestellt. Und was soll ich sagen? Auch hier war ziemlich schnell klar, dass es der Krebs sein muss. Wenn wir uns also rückblickend fragen, warum wir uns den Krebs ausgesucht haben, dann kann man einfach sagen: Es ging nicht anders! Weder von Seiten der Schüler noch von Seiten der Lehrer.

Aber es ist nicht nur eine Ahnung, die uns zu diesem Motiv getrieben hat, es ist auch seine Erscheinung, seine spezifische Form, die uns so sehr passend für unsere Schule erschien. Der Krebs mit seinem Exoskelett schützt den verletzlichen inneren Kern. Dieser Schutzcharakter ist etwas, was wir für unsere Schule auch sehen. Die Schule als Schutzraum, innerhalb dessen sich weiches, sanftes Leben und Identität ausprobieren lässt.

Und der Krebs hat Zangen. Er ist nicht nur wehrhaft, er ist auch in der Lage, zuzupacken und zuzugreifen. Die Welt begreifen im Wortsinne, das ist die zweite Qualität des Motivs und von Schule, die Möglichkeiten bieten soll, die Welt in ihren Zusammenhängen nicht nur kognitiv, sondern tatsächlich zu begreifen.

Wenn es uns dann gelingt, beides miteinander zu verbinden, also den individuellen Kern zu schützen und zu bewahren, und die Welt als Ort der Gestaltung zu begreifen, dann wird deutlich, warum uns der Krebs als Motiv für unsere Hundertjahrfeier so wichtig ist.