Informationsabend zum Thema ADHS

ADHS – Was ist das? Was kann man tun?
Aufmerksamkeitsstörungen, Konzentrationsschwächen und Hyperaktivität/Impulsivität seien – so Dipl.-Psychologe Stephan Kolbe– die zentralen Kennzeichen von ADS/ADHS. Beide Verhaltensauffälligkeiten träten gleichermaßen sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen auf, so der Referent.
Anhand von Beispielen aus der eigenen Arbeit mit Kindern konnte Herr Kolbe anschaulich und überzeugend darstellen, wie sich Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität im Alltag der betroffenen Kinder zeige.
Entscheidend zur Diagnostik von ADS/ADHS sei, dass die beschriebene Symptomatik vor dem 6. oder 7. Lebensjahr auftrete, dass die Verhaltensauffälligkeiten zudem mindestens sechs Monate beobachtbar und auch schon nachweisbar negative Auswirkungen im sozialen und schulischen Bereich erkennbar seien; anderenfalls hätten ähnliche Verhaltensmuster andere Ursachen.
Stephan Kolbe betonte, dass eine ADHS-Therapie „multimodal“ sein müsse. Der Einbezug von Ergotherapeuten, Logopäden, Lerntherapeuten, Psychologen, vor allem aber auch eine unterstützende Arbeit mit den betroffenen Eltern, ein „Elterntraining“, sei unerlässlich. Gerade Eltern könnten durch ihren Erziehungsstil, der vor allem Konsequenz und klare Regeln erfordere, viel Positives bewirken. Handlungsstrategien dieser Art müssten aber oft erst selbst von den Eltern erlernt werden, sodass, weil gerade der Faktor „Erziehung“ relevant zur Eingrenzung des Krankheitsbildes sei, ein Elterntherapie zu empfehlen sei.
Die Hilfestellungen, die sich aus dem „multimodalen“, d.h. pädagogisch-psychologisch-medizinischen Ansatz ergeben, seien notwendig, um als Kind und später als Erwachsener erfolgreich mit ADHS leben zu können. Auch müsse das Verabreichen von Ritalin oder verwandter Substanzen in den beschriebenen multimodalen Ansatz eingebunden und diagnostisch gut abgesichert sein.

Was ist bei ADHS / ADS – Verdacht zu tun?
Zunächst sollte im Ausschlussverfahren sichergestellt werden, ob keine visuellen oder auditiven Probleme oder etwa eine Allergie, was mittels einer Blutuntersuchung abgeklärt werden könne, als mögliche Ursachen für eine Konzentrationsschwäche vorlägen. Zudem sollten grundsätzlich immer die richtigen Ansprechpartner (Lerntherapeuten bei LRS/Dyskalkulie, Ergotherapeuten bei motorischen Schwierigkeiten, Psychologen bei ADHS …) angesprochen werden, damit eine sachgerechte Diagnostik und Behandlung erfolgen kann.

Innerhalb einer Klasse müssen für ein an ADHS leidendes Kind

  • klare Regeln vereinbart und deren Einhaltung sichergestellt werden,
  • „Organisationshilfen“ gegeben,
  • Lern- und Lesetechniken vermittelt,
  • der „[r]egelmäßige Austausch zwischen Eltern und Lehrern“ gepflegt
  • und zudem das Klassenlehrerteam in das „Behandlungsprogramm“ des betroffenen Kindes eingezogen werden.

Weil ADS/ADHS Krankheitsbilder seien, die eine lebenslange Herausforderung darstellten, müssten Bewältigungsstrategien erlernt und umgesetzt werden, die es ermöglichten, mit ADS/ADHS gut leben zu können. Anlaufstellen für eine therapeutische Unterstützung, auch für eine Elterntherapie, werden auf den folgenden Seiten genannt:
Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz
Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz (Informationen über in Bernkastel-Wittlich tätige Psychotherapeuten für Kinder und Jugendliche)
Herr Kolbe war so freundlich, den Vortrag als Power-Point-Datei und zudem weitere Materialien zum Nachlesen zur Verfügung zu stellen. Herzlichen Dank dafür.