Elternabend zum Thema “Schöne neue Datenwelt – Chancen, Fallen und Gefahren sozialer Netzwerke“

Daniel Zils, Referent vom Pädagogischen Landesinstitut, informierte die anwesenden Eltern zunächst darüber, wie intensiv Jugendliche die sozialen Netzwerke nutzen. Laut der JIM- und KIM-Studie von 2015 (Umfrageformate, die jährlich das Nutzerverhalten von Jugendlichen verschiedener Altersstufen erfragen) hätten 99% aller Jugendlichen ab 12 Jahren wegen eines oft günstigen Internetzugangs und der ständigen möglichen ständigen Verfügbarkeit ein Handy/Smartphone, 91% verfügten über einen permanenten Internetzugang. Vor allem über diese Geräte erfolgte auch zu 86% der Zugang zum Internet, über Computer und Laptop nur zu circa 80%. Vor allem der Wunsch zu chatten (bei Jugendlichen zwischen 14-15 Jahren bis zu 85%, ab 14 Jahren bis circa 87%) sei laut der JIM-Studie das, was Jugendliche am meisten im Internet schätzten. Online-Communities in Facebook aufzubauen und zu pflegen, beabsichtigten 62% der 14-16jährigen, wobei der Trend, Online-Communities zu frequentieren, zwischen 2012–2015 auffällig rückläufig gewesen sei. Zur Zeit nutzen 73% der Jugendlichen Facebook, 2011 gaben noch 88% der Kinder (!) und Jugendlichen an, bei Facebook aktiv zu sein. 2015 sei nur etwa jeder zweite Jugendliche bei Facebook unterwegs, “WhatsApp” sei die gefragte Alternative: Chatten, Posten, Nachrichten an andere schicken, Like-Buttons drücken, in den Profilen anderer stöbern, Links posten seien das, was hier im Fokus stehe und das Bedürfnis nach sozialen Kontakten unterstreiche. Womit hat das zu tun? Die heutige Elterngeneration nutze, so Daniel Zils, Facebook als Kommunikationsinstrument und Privatsphäre sei für Jugendliche da, wo die eigenen Eltern nicht seien, deshalb wichen viele Jugendlichen auf “WhatsApp” oder demnächst wohl vermehrt auf “Snapchat” aus. Für Facebook sei da aber egal: Die persönlichen Daten auf “WhatsApp”, “Instagram” landeten sowieso alle bei Facebook (vgl. Information anbei). Die so genannte “AGFA”-Gruppe teile sich fast komplett das Internetgeschäft: Amazon (Einkauf), Google (u.a. Recherche), Facebook (u.a. soziale Netzwerke) und Apple, wobei gerade Facebook mit seinen Nutzern gut verdiene: 2014 konnte der Konzern über 12.500 Millionen US-Dollar auf seinem Konto verbuchen.
Peanuts für den Google-Konzern: 66 Milliarden US-Dollar Umsatz vor allem durch personalisierte Werbung flössen in die Kassen dieses Unternehmens. Das kostenlose Anbieten von Internetdiensten für die Nutzer rechnet sich also gut!
Vor allem die so genannte “soziale Werbung”, “Werbung auf der Basis der Profile und der Vernetzung der Nutzer”, so Daniel Zils, die Resultat eines von den Konzernen erstellten Interessenprofils sei und eine personalisierte Werbung erst ermögliche, und die “Fansumer-Werbung”, bei der Produktbewertung von ‘Mensch zu Mensch’, “Freund” zu “Freund” erfolge, ließen die Werbeeinnahmen erheblich in die Höhe schnellen.
Aufgrund der intensiven und in der Zukunft noch steigenden Nutzung der Dienste der “big agfa” und deren Tochterunternehmen wie ‘WhatsApp’ und ‘Instagram’ stellt sich notwendigerweise die Frage nach dem Datenschutz, den diese Firmen gewährleisten sollten. Die Bilanz des Referenten dazu war ernüchternd:

  • bei ‘Instagram’ (Tochterfirma von Facebook): standardmäßig offene, für alle (!) zugängliche Profile; Seiten wie ink361.com u.a., die Daten ohne explizite Erlaubnis von den Nutzerprofilen abgreifen
  • bei ‘WhatsApp’ (Tochterfirma von Facebook): englischsprachige AGBs, die explizit darauf verweisen, dass ‘WhatsApp’ erst ab 16 genutzt werden dürfe; eine deutsche Übersetzung der AGBs fehle jedoch seit Jahren, so der Referent. Sicherlich mit Absicht. Je mehr Nutzer, je mehr Daten zum Abgreifen!
  • Facebook: erhält durch die Zustimmung zu den AGBs eine “weltweite Lizenz zur Nutzung der IP-Inhalte”, kann in den Profilen der Nutzer somit lesen wie in einem offenen Buch, solange das Nutzerkonto bei Facebook bestehe; über nutzereigene Inhalte, die von anderen Nutzer geteilt werden, haben die Nutzer auch nach Schließen des Kontos keinen Einfluss mehr

Im Anschluss an den Vortrag kamen die anwesenden Eltern ins Gespräch zum Thema “Was können Eltern tun, um Hilfestellungen zu geben?” Schnell ergab sich ein Konsens darin, dass Eltern vor allem im Gespräch mit ihren Kindern bleiben und sich auch nicht scheuen sollten, sich von den eigenen Kindern erklären zu lassen, was in den sozialen Netzwerken alles möglich sei. Nur dann, wenn man als Erwachsener Ahnung hätte, könnte man sich eine eigene Meinung bilden, die man auch äußern sollte. Jugendliche könnten mit einem solchen Verhalten gut umgehen. Von Vorurteilen und Ängsten gesteuerte Meinungen kämen bei Jugendlichen jedoch nicht gut an. Sicherlich sollten auch Regeln bezüglich des Nutzungsverhaltens verabredet und gerade bei jüngeren Kindern Grenzen gesetzt werden. Ein Verbot der Mediennutzung, die Wegnahme der Benutzergeräte für eine gewisse Zeit als Strafmaßnahme sei aber sicherlich kein geeigneter Weg der Medienerziehung, so der Medienpädagoge Herr Zils.

Weiterführende Informationen:
www.klicksafe.de (Information bezüglich der Internetnutzung für Erwachsene)
www.youngdata.de (Information bezüglich der Internetnutzung für Jugendliche)
www.mimikama.at (“[…]internationale Koordinationsstelle zur Bekämpfung von Internetmissbrauch und zentrale Anlaufstelle für Internetuser, die verdächtige Internetinhalte melden möchten.”)

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