Herta Müller zu Besuch

Alltäglich ist es nicht, einen persönlichen Eindruck von einer Literaturnobelpreisträgerin zu erhalten. Im Rahmen der Verleihung des Georg Meistermann Preises der Stiftung Stadt Wittlich an Frau Müller war dies ein kleinwenig möglich: Die Schriftstellerin gewährte einen Einblick in ihr Leben als Kind in einem kleinen Dorf in Rumänien während der kommunistischen Diktatur Ceaucescus, in ihr Leben als junge Frau in einer städtischen Maschinenfabrik als Übersetzerin, und ihre Entlassung, nachdem sie sich weigerte, mit dem rumänischen Geheimdienst zusammenzuarbeiten. Vor allem die Gespräche mit jungen Schriftstellern der “Aktionsgruppe Banat” waren für sie ein Rettungsanker, eine intellektuelle Stütze, die ihr halfen, die schrecklichen und entwürdigenden Erlebnisse zu verarbeiten, zudem eine Inspirationsquelle dafür, selbst Texte zu schreiben.
Herta Müller las am Ende der Veranstaltung vor aus dem Buch “Atemschaukel”, für das sie 2009 den Literaturnobelpreis erhielt, in dem beispielhaft die Verfolgung, Deportation und Entwürdigung Rumäniendeutscher unter Stalin am Leben eines Mannes namens Leopold Auberg, dem Schicksal des Lyrikers Oskar Pastior nachempfunden, dargestellt wird ..
Der Abend mit Herta Müller, zudem die Laudatio von Martin Schulz, dem Präsidenten des Europäischen Parlamentes, setzte inhaltliche Akzente, die nachdenklich machten und beeindruckten.