AIDA – Werbepsychologie und Wein

Sich professionell mit Wein im Unterricht zu beschäftigen, das kann eine wirklich geistige Herausforderung sein. So jüngst geschehen in den Grundkursen 11 im Fach Bildende Kunst an unserer Schule.
Dabei ging es nicht etwa um Weinanbaugebiete, Ernte oder Kelterei oder gar Verkostung, sondern um die Vermarktung von regionalem Wein. Und der Auftrag war ein ganz konkreter, denn schließlich bat der Regionale Elternbeirat um Ideen für ein tragfähiges Etikett des Jubiläumweins für die Tagung am letzten Wochenende. Ein Wein für diesen besonderen Anlass sollte es sein, jugendlich, dynamisch, traditionsbewusst, weltoffen, regional, mit deutlichem Schüler- wie auch Elternbezug. Quasi die Quadratur des Kreises. Den Kursen ging es also wie echten Grafikern: vage Angaben, ein viel zu enger Kostenrahmen und natürlich: kaum Zeit! Also wurde zügig gesichtet, was der Markt hergibt, welche Tendenzen erkennbar sind und was wir von einem guten Etikettentwurf erwarten. Weil wir natürlich das Thema „Design“ auch gymnasial erarbeiten, haben uns Designtheorien und Bewertungskonzepte interessiert, allen voran die drei Funktionsbereiche von Design, die unser Etikett erfüllen muss: in praktischer, ästhetischer und symbolischer Hinsicht. Die künftigen „Besitzer“ wollten wir erreichen, sie auf unseren Wein im überbordenden Regal mit all den anderen Etiketten aufmerksam machen; ganz nach dem Prinzip AIDA, mit dem gutes Design aufwarten kann: Attention, Interest, Desire und Action. Übertragen auf unser Etikett hieß das: Es muss Aufmerksamkeit im Regal (Attention) erregen, die Gestaltung sollte so besonders und merkwürdig sein, dass man genauer hinsieht (Interest), der Betrachter sollte die Idee erkennen und sich damit identifizieren und die Flasche dann unbedingt haben (Desire) und kaufen (Action) wollen. Fünfzig Entwürfe entstanden auf diese Art und Weise, zwölf davon wählte eine Vorjury aus und aus diesen zwölf wählte die Jury des Regionalen Elternbeirats einen Preisträger aus. In unserem Fall eine Preisträgerin: Leonie Kohl, die mit ihrem Schriftwolkenentwurf auf schwarzem Grund und Begriffen aus dem Schulalltag den Nerv der Jury traf. Es war wohl keine leichte Entscheidung, wie berichtet wurde, auch die Vorauswahl war schwierig, viele wirklich gute Entwürfe fanden den Weg (noch) nicht auf die Flasche, aber allesamt in eine sehr gut besuchte Ausstellung anlässlich der Tagung des Elternbeirats am letzten Wochenende. Der Tenor der vielen Gespräche dort: Macht das doch in einem größeren Rahmen, vielleicht sogar als gewinnorientierte Schüler-AG! Diesen Faden griff auch Herr Mayer, unser Schulleiter, auf, als er sich bei den Kursen für ihr Engagement bedankte. Man wird sehen, was die Zukunft bringt, gut ist aber Kunst- und sei es nur angewandte- nicht für die Schulschublade zu produzieren, sondern tatsächlich anwenden zu können, das ist ohne Zweifel ideal für eine Schule!

Martin Schambach

Attention, Interest, Desire und Action, übertragen auf unsere Etiketten bedeutet dies: Aufmerksamkeit im Regal, Interesse, Sehnsucht und Kauf!

Weinetikett