Landtagspräsident Hendrik Hering zu Gast am Cusanus-Gymnasium

Am 18. August 2017 diskutierte der Präsident des rheinland-pfälzischen Landtags, Hendrik Hering (SPD), rund eine Stunde lang mit 25 Schülerinnen und Schülern des Cusanus-Gymnasiums Wittlich über die Themenkomplexe Politikverdrossenheit, Populismus und soziale Medien sowie Schule und Schulpolitik. Organisiert wurde die Veranstaltung von Frau Stephan, Referatsleiterin im Landtag, sowie Herrn Roth seitens des Cusanus-Gymnasiums.

Fotos: Landtag Rheinland-Pfalz/Torsten Silz

Die Sprache der Politiker, die Kommunikation zwischen Politikern und Bürgern, dabei insbesondere Jugendlichen, müsse sich ändern, so der Landtagspräsident zu Beginn. Man müsse politische Sachverhalte konkreter und verständlicher machen. Um der zunehmenden Politikverdrossenheit entgegenzuwirken, seien darüber hinaus aber weitere Dinge notwendig, versicherte er den Schülern auf Nachfrage. So starte demnächst ein Pilotprojekt, bereits Grundschulen zu Landtagsbesuchen einzuladen, denn bereits im jungen Alter könne man Kindern die Bedeutung der Politik für ein freiheitliches, freundliches Zusammenleben klar machen. Hering unterstrich, dass der rheinland-pfälzische Landtag darüber hinaus einer der wenigen Landtage in Deutschland sei, der bereits über einen eigenen Facebook- und Twitter-Auftritt verfüge. Auch möglichen künftigen Video-Logs zur Dokumentation der Arbeit von Abgeordneten, wie seitens einiger Schüler vorgeschlagen, stand er offen gegenüber.

Neben solchen offenkundigen Marketingmaßnahmen, Politikverdrossenheit entgegenzuwirken, zeigte sich Hering aber auch selbstkritisch: Die Parteien, insbesondere die beiden Volksparteien, müssten sich seiner Meinung nach wieder unterscheidbarer machen, sodass die programmatischen Verschiedenheiten wieder deutlicher würden und die Menschen sich entsprechend mehr mit den Inhalten auseinandersetzen müssten. Darüber hinaus, so versicherte er den Schülern auf Nachfrage, sei er ein großer Freund davon, das Wahlalter auf 16 Jahre zu senken. Auf die Gegenfrage einer Schülerin, ob denn dann nicht die Rolle des Faches Sozialkunde in der Schule gestärkt werden solle (nicht erst ab Klasse 9, höherer Stundenansatz, mehr Zeit für aktuelle Themen) antwortete der Landtagspräsident dann aber eher diplomatisch: Man müsse prüfen, ob entsprechende Mittel frei seien.

Nichtsdestoweniger zeigte er sich sehr offen dafür, junge Menschen früh politisch zu bilden. Was anderenfalls passiere, könne man derzeit in Großbritannien und den USA sehen, womit der Landtagspräsident den thematischen Bogen zum Thema Populismus schlug. Er setze sich vehement dafür ein, auch in den sozialen Netzwerken diejenigen strafrechtlich zu verfolgen, die andere Menschen übelst beleidigten und bedrohten. Das sei auch im Sinne einer wehrhaften Demokratie, die, so Hering auf Nachfrage eines Schülers, darüber hinaus auch populistische Parteien aushalten müsse.

Fotos: Landtag Rheinland-Pfalz/Torsten Silz

Kontrovers wurde die Diskussion, als es um die Schulpolitik ging und die Schülerinnen und Schüler sich nicht mit allen Antworten zufrieden zeigten. Wie er zum dreigliedrigen Schulsystem und zum Zentralabitur stehe, warum Rheinland-Pfalz als einziges Bundesland ein „G 8 ½“ habe, ob die Gesamtschulen die Lösung aller Probleme seien und ob es wirklich notwendig sei, dass heute die deutliche Mehrzahl der Jugendlichen eines Jahrgangs Abitur machten, waren nur einige der Dinge, die die Schülerinnen und Schüler von Hering wissen wollten. Zustimmung fand sein Vorschlag, dass man darüber nachdenken solle, Kinder künftig länger gemeinsam lernen und eine Schul- und damit oft verbundene Lebenswegentscheidung nicht schon im Alter von zehn oder elf Jahren fällen sollte. Die Schülerinnen und Schüler unterstrichen in der Diskussion dennoch die – in ihren Augen – große Bedeutung unterschiedlicher Schulformen für unterschiedliche Schüler.

In seinem Resümee am Ende der Diskussionsrunde dankte Hering den Schülerinnen und Schülern des Cusanus-Gymnasiums für die lebhafte Debatte und die gelungene Veranstaltung. Er versprach, viele der Anregungen mit nach Mainz zu nehmen.

>> Zum Beitrag „Landtag geht vor Ort“ auf der Webseite des Landtags