„Insieme“ – Deutsch-italienische Begegnung in Bruneck (Südtirol)
EramusPlus-Fahrt „Auf den Spuren von Nikolaus Cusanus“ (07.-11. Oktober 2024)
Im Rahmen der 100-Jahr Feier unseres Gymnasiums hat unsere Schule im Jahr 2022 erstmals Kontakt zum südlichsten, ebenfalls den Namen unseres Schulpatrons tragenden Real- und Sprachengymnasium in Bruneck in Südtirol aufgenommen, der nun bei einer Fahrt von 13 Schülerinnen und Schülern unserer Oberstufe, begleitet von Herrn Poncelet und Frau Escher-Apsner, auf persönlicher und beeindruckend gastfreundlicher Ebene intensiviert werden konnte. Ziel beider Schulen war es, gemeinsam (ital. insieme = dies sollte das große „Schlagwort“ der Reise werden!) den Stationen und dem (Nach-) Wirken des in Bernkastel-Kues geborenen und als Bischof von Brixen in Südtirol tätigen Humanisten und Universalgelehrten Nikolaus von Kues historisch, theologisch-philosophisch und kulturell nachzuspüren.
Die (erstaunlich) unkomplizierte, wenngleich lange Anreise per Bahn führte zunächst über einen eintägigen Aufenthalt im österreichischen Innsbruck in das italienische Brixen, wo wir in der ortsansässigen Cusanus-Akademie von den Schülerinnen und Schülern der Brunecker Schule, ihrer Direktorin Dr. Martina Stifter, der Vizedirektorin Dr. Zäzilia Moser sowie dem hoch engagierten Organisator der Ausgestaltung der Begegnung, Dr. Wolfgang Strobl, wirklich auf das herzlichste empfangen und in eine intensive Begegnung mit Cusanus eingebunden wurden. „Meiner Meinung nach wurden wir sehr herzlich empfangen, nicht nur von der Schulleitung, selbst, sondern auch von Schülern. Diese waren sehr offen und freundlich und haben uns mit Begeisterung die beiden Städte gezeigt und auch einen Einblick darin gegeben, wo sie gerne hingehen und was sie machen“ (H., MSS 13). „Innerhalb der Gruppen war die Stimmung locker und es wurde jeder integriert, was ja leider auch keine Selbstverständlichkeit ist“ (E, MSS 11). „Es kam so rüber, als hätten sie sich wirklich gefreut, dass wir nach Südtirol gekommen sind, und das hat nochmal dazu beigetragen, dass wir uns alle sehr wohl und gut aufgenommen gefühlt haben“ (A., MSS 12).
Den reich bebilderten und schülergerechten Einführungsvortrag zu „Leben und Wirken eines Universalgenies“ hielt der emeritierte Cusanus-Experte Prof. Dr. Josef Gelmi, anschließend gewährte uns die Direktorin der Akademie, Dr. Claudia Santer, Einblicke in die Geschichte ihrer Einrichtung.
Nach dem Mittagessen folgte eine Führung durch Cusanus‘ Wirkstätten im wunderschönen Brixen, wo wir insbesondere die Kunst und die Architektur von Hofburg und Dombezirk bewundern und dort auch auf erhalten gebliebene Spuren des Cusanus (Siegel, Gedenktafel) stoßen konnten. „Während Cusanus vor der Fahrt nur als Namensgeber unserer Schule gekannt war, sieht man jetzt viel deutlicher, wie wichtig er doch für den Umbruch seiner Zeit war und wie er mit Reformen versuchte, etwas in der Gesellschaft zu verändern.“ (M., MSS 12).
In italienisch-deutschen Gruppen erkundeten die Schülerinnen und Schüler gemeinsam die Stadt, wir aßen zu Abend, und selbst nachdem die geplanten Aktivitäten beendet waren, „haben wir uns mit den Schülerinnen der Partnerschule zum Kartenspielen verabredet und den Abend so ausklingen lassen“ (M., MSS 12).
Der zweite gemeinsame Tag begann früh mit einer kurzen Führung durch das beeindruckend ausgestattete Brunecker Gymnasium (sogar mit eigenem Theatersaal). Gemeinsam „erfuhren“ wir per Bus und durch die historische Expertise von Dr. Dr. Gebhard Kirchler (ehem. Lehrer am Brunecker Gymnasium) nun die weiteren Wirkstätten des Cusanus, der sich durch seine Reformbemühungen im Pustertal selbst nicht besonders viele Freunde gemacht hatte – eher im Gegenteil. So zog er sich nach seiner Zeit in Bruneck sicherheitshalber auf die Burg Andraz zurück, die zwar idyllisch, aber auch recht unwirtlich gelegen ist, wovon wir uns beim passenden Wetter (es goß Bindfäden!) einen wirklich bildhaften Eindruck verschaffen konnten.
Das Kloster „Sunneburg“ (Wirkstätte einer seiner energischsten Widersacherinnen, der Äbtissin Verena von Stuben, der Cusanus das weltliche Leben fernab der klösterlichen Klausur verbieten wollte) beeindruckte und verwunderte zugleich angesichts der noch gut erhaltenen architektonischen Überreste (mit romanischer Krypta) einerseits, der Tatsache, dass diese aktuell in einen großen Neu- bzw. Umbau zu einem Nobelhotel integriert werden.
Den Abschluss der zwei gemeinsamen hoch intensiven Tage bildete eine gemeinsame Runde durch die Stadtgasse von bzw. ein kurzes Beisammensein in Bruneck, bevor wir uns (leider) schon wieder von unseren neuen Freunden verabschieden und die erste Etappe unserer Rückreise zurück nach Innsbruck antreten mussten.
Völlig anders als die durch Misstrauen und offene Feindseligkeit geprägte Begegnung des Cusanus mit den Einwohnern und dem Klerus von Brixen, Bruneck bzw. des Puster- und Gardertals, war unsere Reise dorthin eine, die sich durch Gastfreundschaft, offene Herzlichkeit, gemeinsames Bildungsinteresse und gegenseitige Wertschätzung auszeichnete und für die wir sehr dankbar sind. Sie hat deutlich gezeigt, wie wertvoll die durch das ErasmusPlus-Programm ermöglichten europäischen Begegnungen sind – gerade in Zeiten bedauerlicherweise wieder wachsender Abgrenzungen zwischen Staaten und Menschen unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen. Wir haben einige Tage lang erleben dürfen, dass das Gegenteil der richtige Weg ist – ganz im Sinne des Humanismus und seiner Vertreter: Erasmus und Cusanus.
„Es wurden Freundschaften geschlossen, die nicht so schnell wieder vergehen. Es wurden Nummern ausgetauscht und ich glaube, jeder von uns vom CGW würde sich sehr über einen Gegenbesuch der Schüler aus Südtirol freuen“ (S. MSS 13; A., MSS 12), damit wir „dann hier mit genauso großem Engagement die verschiedenen Stätten, an denen Cusanus gelebt und gewirkt hat, zeigen dürfen“ (H., MSS 13).
Monika Escher-Apsner