Gedenkpause zur Erinnerung an die Reichspogromnacht

„Sie drangen ein, und nun hörte man nichts als das schrecklich dumpfe Getön des Zusammenschlagens und Zerstörens.“

(Augenzeugenbericht von Matthias Mehs, nach dem 2. Weltkrieg Bürgermeister von Wittlich)

Ein von Rosa Jungen zu Beginn der Gedenkpause vorgelesener Tagebucheintrag von Matthias Mehs über die Ereignisse der Reichspogromnacht in Wittlich beschreibt die blinde und ungezügelte Zerstörungswut, mit der vor allem das Innere der Wittlicher Synagoge in der Nacht vom 09. auf den 10.11.1938 brutal zerstört wurde, um damit unbescholtenen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern in Wittlich Angst und Schrecken einzujagen und um diese aus der Wittlicher Stadtgemeinschaft auszustoßen und zu vertreiben.
Die Gedenkpause erinnerte mithilfe des von Lilly Binz vorgetragenen Textes zudem daran, dass vor allem jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger deshalb Opfer nationalsozialistischen Terrors werden konnten, weil Mitmenschen – Nachbarn, Arbeitskollegen, ehemalige Freunde … – damit einverstanden waren, dass diese gedemütigt, verfolgt und getötet wurden, weil ihnen das Schicksal jüdischer Mitbürger gleichgültig war, weil sie Angst hatten, sich zu wehren, und Angst hatten vor der eigenen Verfolgung, weil sie der Meinung waren, andere sollten Kritik üben und Widerstand leisten.
Auch heute noch schauen Menschen bei der Ausgrenzung von Menschen weg. Dabei brauchte es mehr denn je Menschen, die sich überall unerschrocken und mutig gegen Unrecht und Lüge einsetzen.

Eindrucksvoll trug Hribsime Krikor auf ihrer Querflöte zu Beginn und am Ende der Gedenkpause die Musikstücke „Sicilienne“ aus „Pelléas et Mélisande“ von Gabriel Fauré und ein Auszug aus der Sonate e-Moll von Georg Friedrich Händel vor und verlieh damit der Feier einen sehr würdigen Rahmen.

Vielen Dank Lilly, Hribsime und Rosa für das Mitgestalten der Gedenkpause!

Vielen Dank zudem Sophie Dietzen, Lea Schröder und Felix Waßmer für die gelungene Mitgestaltung der Mahnwache am 09.11.2024 auf dem Wittlicher Marktplatz.