Begreif‘ die Welt, bewahr‘ den Kern!
Offizielle Eröffnung des Jubiläumsjahres zum 100. Geburtstag des CGW
Nach einigen vorbereitenden kulturell-wissenschaftlichen Veranstaltungen und inhaltlichen (Schul-) Projekten im Vorfeld eröffnete die Schulgemeinschaft des CGW am 1. Juli nun offiziell das Jubiläumsjahr anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Schule.
In Anwesenheit hochrangiger VertreterInnen der ADD, des Kreises, der Stadt, der weiteren Wittlicher Schulen und des Fördervereins der Schule begrüßte unser Schulleiter Wolfgang Mayer die Gäste und entwickelte entlang des gewählten Jubiläumsmottos „Begreif‘ die Welt, bewahr‘ den Kern!“ Grundüberlegungen darüber, was wir genau mit diesem Jubiläum feiern möchten. Mit dem Versuch, Cusanus in seiner Vielfalt (als Universalgelehrter) zu begreifen, habe sich die Schulgemeinschaft auf den Weg gemacht, den offenen, kritischen und diskursiven Geist der Schule in den Blick zu rücken, der auch und gerade im schulischen Alltag wesentlich für gelingendes mit- und voneinander Lernen sei.
Peter Epp, Leitender Regierungsschuldirektor der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier, griff die Frage, wer eigentlich der „Jubilar“ sei, entsprechend auf. Angesichts der Bedeutung des CGWs, das seit 10 Dekaden für die Stadt Wittlich und den Kreis Bernkastel-Wittlich ein exzellentes Bildungsangebot zur Verfügung stelle, gratulierte er der Schulleitung, dem Kollegium, den SchülerInnen und Eltern zu einer „lebendigen, jungen Schule“.
Der 1. Kreisabgeordnete Alexander Licht als Vertreter des Landrats fokussierte dabei insbesondere die Bedeutung der Schule für den Kreis, denn lange Zeit sei allein das CGW für Kinder und Jugendliche des ländlichen Umlandes die einzige Möglichkeit gewesen, die Hochschulreife und damit den Zugang zu Universitäten zu erlangen. Am Beispiel erfolgreicher Absolventen, die diese Chance ergriffen hätten und zu renommierten Wissenschaftlern und erfolgreichen Unternehmern geworden seien und die für tausende von Absolventen stünden, hob er die qualifizierte pädagogische Bildungsarbeit seit 100 Jahren sowie die Aktualität des dialogischen und des Bildungskerns der Person des Nikolaus von Kues besonders in unserer Zeit hervor und gratulierte dem Cusanus-Gymnasium in der Verpflichtung auf diesen cusanischen Kern „im Namen der Kreisbevölkerung“.
Elfriede Meurer als 1. Beigeordnete und Vertreterin des Bürgermeisters der Stadt Wittlich unterstrich diesen Kern unter Verweis auf die bereits im Jubiläumsjahr in der Schule geleisteten Arbeiten und Projekte, die zeigten, dass keineswegs „früher alles besser“ gewesen sei, sondern dass auch und besonders die Gegenwart von Bildung, Schule und Unterricht an diesen Beispielen zeige, welche individuellen Entfaltungs- und Gestaltungsmöglichkeiten das CGW im Jahre 2022 anbiete und dabei in einer dynamischen Welt gleichsam zentrale Werte im Kern bewahre.
Im eigentlichen Zentrum des Themenabends stand der Vortrag von Frau Prof. Dr. Petra Schulte, Inhaberin des Lehrstuhls für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Trier und Direktorin des Instituts für Cusanus-Forschung. Ihrem Thema „Bildung – Reform – Dialog. Nikolaus von Kues als Mensch des 15. Jahrhunderts“ näherte sich Frau Schulte mit beeindruckender wissenschaftlicher Tiefe über die besondere Beziehung, die Nikolaus von Kues mit seinem Lehrer Guiliano Cesarini verband und die Rückschlüsse über das eigene Bildungsideal, das reformerische Denken und die Wertschätzung des intellektuellen Diskurses in Wissenschaft und Gesellschaft bei Cusanus zulässt.
Dabei zeigte sie Nikolaus von Kues als einen reflektierten und wissbegierigen Intellektuellen, der aber gleichwohl nicht idealisiert werden dürfe, sondern faktisch ganz als ein Mensch in seiner Zeit gesehen werden müsse und an dem manches auch verstörend gegensätzlich gewesen sei. Seine Bedeutung für Bildung und Schule in der Gegenwart sei aber in jedem Fall, dass er – bei aller Eingebundenheit auch in „traditionelles“ Denken – stets Angebote suchte und machte, über Bekanntes hinauszudenken, um sich darin selbst weiter zu entwickeln, die Komplexitäten der Dinge anzuerkennen und auszuhalten und ihnen im Dialog / Austausch mit anderen auf den Grund zu gehen. – In Zeiten vermeintlich einfacher Lösungsansätze in einer komplexen Welt ist dies vielleicht der wichtigste Kern, den Schule insgesamt bewahren sollte.
Umrahmt und gestaltet wurde der Themenabend durch bewegende gesangliche Beiträge von Laetitia Hosp und Eva Ruppenthal sowie das beeindruckende Klavierspiel von Anna Minh Sonnenberg und Louisa Sips. Ihnen sowie Lisa Irle, die für die musikalische Gesamtleitung verantwortlich zeichnete, dankte der Schulleiter zum Abschluss der Veranstaltung ebenso wie den Tontechnikern und unserem Hausmeister, Herrn Schiffmann, ohne deren tatkräftige Unterstützung ein solcher Abend nicht hätte stattfinden können.
Ein besonderer Dank ging zum Ausklang des Abends aber nochmals an die Referentin und ihre inspirierende Sicht auf unseren Namensgeber.
Dr. Monika Escher-Apsner