Uwe Timm bei uns an der Schule

Im Rahmen des Eifel-Literatur-Festivals besuchte Uwe Timm unsere Schule. Auszüge aus “Montaignes Turm” entführten die Zuhörer während der Autorenlesung in die Gedanken des Autors zum Thema Märchen, die die Wirklichkeit wohltuend durchbrechen würden und vor allem emotionale Gegenwelten schafften, in die er sich als Kind immer zuhause gefühlt habe, denn der Lichtstreifen unter der Schlafzimmertür seiner Eltern sei abends bei der Lektüre immer als „sicherer Zufluchtsort“ sichtbar gewesen. Der Wechsel zwischen essayistischen Ausführungen und eingestreuten kleinen biographischen Szenen erzeugte eine Leichtigkeit, die das Zuhören, durch witzige Pointen ergänzt, kurzweilig machte. “Vogelweide”, Uwe Timms jüngst erschienenes Buch, aus dem der Autor zudem vorlas, sei, so Uwe Timm, durchaus ein politisches Buch, in dem Eschenbach, die Hauptfigur des Romans, zum Aussteiger werde und sich auf eine “Vogelinsel” flüchte aufgrund seines vorherigen, ihn gänzlich vereinnahmenden Beruflebens. Gerade diese Lebenserfahrung – Leistung zeigen und Karriere machen zu müssen, Zeit einsparen zu müssen, um noch mehr leisten zu können – sei ein Stück modernen Zeitgeists, dem viele nacheiferten. Auf dieses für ihn wichtige Thema hinzuweisen, um möglicherweise beim Leser Reflektionen zur eigenen Lebensgestaltung auszulösen, sei wichtig und durchaus ein politisches Anliegen. Ohnehin schreibe er immer über Themen, die ihn zunächst selbst, oft jahrelang, beschäftigten in der Hoffnung, dass auch andere daran Interesse hätten. Uwe Timms unprätentiöse und menschliche Art überzeugte, der kleine Einblick in seine persönlichen Erfahrungen, geprägt durch die NS-Zeit und die Nachkriegszeit, waren kurzweilig und authentisch.

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