Politisches Engagement hautnah

Zum Abschluss der Unterrichtsreihe zur politischen Beteiligung Jugendlicher lud die Klasse 9b den jungen Kommunalpolitiker Nils Böffgen ein, der eine Stunde lang sehr offen über seine Erfahrungen in politischen Gremien und seine Vorstellung von politischem Engagement berichtete und den Schülerinnen und Schülern zu verschiedenen, im Vorfeld erarbeiteten Fragen Rede und Antwort stand.

Eine Zusammenfassung dieser Gesprächsrunde hat Kübra Kaplan verfasst:

Am 08.11.2019 hat die Klasse 9b des Cusanus Gymnasiums Wittlich Besuch von Nils Böffgen bekommen. Nils Böffgen ist 21 Jahre alt, studiert Politikwissenschaften und öffentliches Recht in Mainz und ist Mitglied im Verbandsgemeinderat Gerolstein und Kreistag Vulkaneifel. Folgende Fragen wurden uns beantwortet:

Seit wann haben Sie Interesse an Politik?
Herr Böffgen hat sich schon sehr früh für Politik interessiert, hauptsächlich hat er sich darüber durch das Verfolgen regionaler und überregionaler Nachrichten informiert.
Seit einigen Jahren schon ist er ehrenamtlich engagiert, seit Anfang des Jahres darf er seine ersten politischen Mandate wahrnehmen. Ihm war es schon immer wichtig die eigene Meinung öffentlich zu vertreten, anderen Menschen zuzuhören und darüber zu diskutieren.

Wie können sich Jugendliche politisch engagieren?
Auch als Jugendlicher hat man Möglichkeiten, sich politisch zu engagieren und die Interessen der eigenen Altersgruppe einzubringen. Eine Möglichkeit ist, sich für die Einrichtung eines Jugendparlaments oder einer Jugendkonferenz einzusetzen und sich dort anschließend aktiv zu beteiligen. Man kann sich zudem ganz leicht innerhalb der Verbands- oder Ortsgemeinde über die Aktivitäten der Räte informieren und auch an Sitzungen teilnehmen, da diese meist öffentlich sind.

Was halten Sie davon, dass es kein Jugendparlament mehr in Wittlich gibt?
Seiner Meinung nach hat politische Interesse von Jugendlichen in der jüngeren Vergangenheit keineswegs abgenommen, eher ist es weiter gestiegen. Er hofft deshalb, dass zum Einen durch die Bereitschaft der Mandatsträger und zum Anderen durch ein aktives Interesse und Engagement der betroffenen Jugendlichen eine Jugendvertretung in Zukunft wieder ermöglicht wird.

Wie viel verdient man als Kommunalpolitiker?
Die sogenannten „Aufwandsentschädigungen“ sind relativ gering, weil es eine ehrenamtliche Tätigkeit ist. Für den Verbandsgemeinderat und den Kreistag bekommt Herr Böffgen eine Monatspauschale von je 30€, für die Teilnahme an Sitzungen gibt es weitere Pauschalen. Hierfür investiert er trotz des Studiums meist 2-3 Stunden täglich für kommunalpolitische Arbeit, unter den Mandatsträgern ist es aber sehr unterschiedlich wie viel man sich engagiert und wie viel Zeit man investiert.

Hat die SPD noch eine Zukunft?
Hierzu erwähnt Herr Böffgen eine aktuelle Civey-Umfrage, in der sich noch fast jeder Dritte traditionell der SPD zuordnet. Das zeigt, dass die breite Wählerschaft keineswegs „verloren“ ist, sondern dass die aktuelle Politik nur noch einen kleinen Teil dieser Wählerschaft anspricht.
Seiner Meinung nach muss die SPD sich jetzt fragen, mit welchen Persönlichkeiten und mit welcher inhaltlicher Ausrichtung man in die Zukunft gehen will, um Vertrauen und Wählerstimmen zurückzugewinnen.

Wünsche für die deutsche Politik?
Kommunale Ebene: Man sollte keine ausschließlich parteigetragene Kommunalpolitik machen. Am Wichtigsten ist es, neutral auf die Nöte und Ideen der Menschen vor Ort einzugehen und niemanden pauschal auszuschließen, die Zusammenarbeit möglichst aller ist sehr wichtig.

Bundespolitik:
Man muss sich darüber Gedanken machen, dass sich ein großer Teil der Bevölkerung nicht mehr für Politik interessiert und viele wissen gar nicht mehr, wofür die verschiedenen Parteien wirklich stehen. Dafür sind die Parteien zu einem großen Teil selbst verantwortlich und daran müssen diese auch arbeiten. Das knappe Ergebnis der FDP bei den Landtagswahlen in Thüringen zeigt seiner Meinung nach aber erneut, dass weiterhin jeder Wähler etwas ändern und bewirken kann und dass jede Stimme zählt.

Wir bedanken uns vielmals bei Herrn Böffgen für den Besuch und das informative Gespräch und wünschen ihm viel Erfolg in der Zukunft.

Kübra Kaplan