„Die schöne neue Datenwelt“ – Elternabend zum Datenschutz in sozialen Netzwerken

Daniel Zils, Referent vom Pädagogischen Landesinstitut, informierte die anwesenden Eltern zunächst darüber, wie intensiv Jugendliche die sozialen Netzwerke nutzen. Laut der JIM- und KIM-Studie von 2014 ( Umfrageformate, die jährlich das Nutzerverhalten von Jugendlichen verschiedener Altersstufen erfragen ) hätten 99% aller Jugendlichen ab 12 Jahren ein Handy/Smartphone, 91% verfügten über einen permanenten Internetzugang. Vor allem über diese Geräte erfolgte auch zu 86% der Zugang zum Internet, über Computer und Laptop nur zu circa 80 %. Vor allem der Wunsch zu chatten ( bei Jugendlichen zwischen 14-15 Jahren bis zu 85%, ab 14 Jahren bis circa 87% ) sei laut der JIM-Studie das, was Jugendliche am meisten im Internet schätzten. Online-Communities in Facebook aufzubauen und zu pflegen, beabsichtigten 62% der 14-16jährigen, wobei der Trend, Online-Communities zu frequentieren, zwischen 2012 – 2014 auffällig rückläufig gewesen sei. Zur Zeit nutzen 73% der Jugendlichen Facebook, 2011 gaben noch 88% der Kinder (!) und Jugendlichen an, bei Facebook aktiv zu sein. Täglich, auch oft mehrere Stunden, seien viele der befragten Jugendlichen vor allem in Facebook unterwegs: Chatten, Posten, Nachrichten an andere schicken seien das, was hier im Fokus stehe, wobei im Durchschnitt jeder/ jede etwa 256 „Freunde“ bei Facebook (mit aufsteigender Tendenz) aufzuweisen hätte, sodass die „Facebook-Community“ jährlich enorm anwachse! Ohnehin teilte sich die so genannte „AGFA“-Gruppe das Internetgeschäft fast komplett, so der Referent: Amazon (Einkauf), Google (u.a. Recherche), Facebook (u.a. soziale Netzwerke) und Apple, wobei gerade Facebook mit seinen Nutzern gut verdiene: 2014 konnte der Konzern über 12.500 Millionen US-Dollar auf seinem Konto verbuchen.
Peanuts für den Google-Konzern: 66 Milliarden US-Dollar Umsatz vor allem durch personalisierte Werbung flössen in die Kassen dieses Unternehmens. Das kostenlose Anbieten von Internetdiensten für die Nutzer rechnet sich also gut!
Vor allem die so genannte „soziale Werbung“, „Werbung auf der Basis der Profile und der Vernetzung der Nutzer“, so Daniel Zils, die Resultat eines von den Konzernen erstellten Interessenprofils sei und eine personalisierte Werbung erst ermögliche, und die „Fansumer-Werbung“, bei der Produktbewertung von ‚Mensch zu Mensch‘, „Freund“ zu „Freund“ erfolge, ließen die Werbeeinnahmen erheblich in die Höhe schnellen.
Aufgrund der intensiven und in der Zukunft noch steigenden Nutzung der Dienste der „big agfa“ und deren Tochterunternehmen wie ‚WhatsApp‘ und ‚Instagram‘, stellt sich notwendigerweise die Frage nach dem Datenschutz, den diese Firmen gewährleisten sollten. Die Bilanz des Referenten dazu war ernüchternd:

  • bei ‚Instagram‘ ( Tochterfirma von Facebook): standardmäßig offene, für alle (!) zugängliche Profile; Seiten wie ink361.com u.a., die Daten ohne explizite Erlaubis von den Nutzerprofilen abgreifen
  • bei ‚WhatsApp‘ (Tochterfirma von Facebook): englischsprachige AGBs, die explizit darauf verweisen, dass ‚WhatsApp‘ erst ab 16 genutzt werden dürfe; eine deutsche Übersetzung der AGBs fehle jedoch seit Jahren, so der Referent. Sicherlich mit Absicht. Je mehr Nutzer, je mehr Daten zum Abgreifen!
  • Facebook: erhält durch die Zustimmung zu den AGBs eine „weltweite Lizenz zur Nutzung der IP-Inhalte“, kann in den Profilen der Nutzer somit lesen wie in einem offenen Buch, solange das Nutzerkonto bei Facebook bestehe; über nutzereigene Inhalte, die von anderen Nutzer geteilt werden, haben die Nutzer auch nach Schließen des Kontos keinen Einfluss mehr

Im Anschluss an den Vortrag kamen die anwesenden Eltern ins Gespräch zum Thema „Was können Eltern tun, um Hilfestellungen zu geben?“ Schnell ergab sich ein Konsens darin, dass Eltern vor allem im Gespräch mit ihren Kindern bleiben und sich auch nicht scheuen sollten, sich von den eigenen Kindern erklären zu lassen, was in den sozialen Netzwerken alles möglich sei. Nur dann, wenn man als Erwachsener Ahnung hätte, könnte man sich eine eigene Meinung bilden, die man auch äußern sollte. Jugendliche könnten mit einem solchen Verhalten gut umgehen. Von Vorurteilen und Ängsten gesteuerte Meinungen kämen bei Jugendlichen jedoch nicht gut an. Sicherlich sollten auch Regeln bezüglich des Nutzungsverhaltens verabredet und gerade bei jüngeren Kindern Grenzen gesetzt werden.

Weiterführende Informationen:
www.klicksafe.de
www.youngdata.de

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