Limbisches System und Pubertät

Im Rahmen des Elternabends mit Herrn Dr. Richard Wagner wurde schnell deutlich: Die Phase der Pubertät ist ein Prozess der Selbstentwicklung, in dessen Verlauf keine geringere Entwicklungsaufgabe bewältigt werde als die Entwicklung vom Jungen zum Mann, vom Mädchen zur Frau. Vor der Pubertät sei, so Herr Wagner, der Vater das Modell für den Jungen, die Mutter das Modell für das Mädchen. Ab dem 13./14. Lebensjahr müsse aber eine Trennung, mitunter brüsk, zurückweisend und raubeinig, auch oft schmerzhaft, von den Eltern erfolgen, damit eine eigene Identität, ein eigenes Ich-Modell entwickelt werden kann.
Neurobiologisch explodiere in dieser Phase das Limbische System, von Dopamin, einem “Handlungs- oder Wohlfühlhormon”, gesteuert. Ständig bewerteten Jugendliche, was gut, was unangenehm für sie sei mit der Ablehnung des offensichtlich Unangenehmen: Lernen für die Schule, Hausaufgaben machen, Dinge im Voraus planen, Risiken sehen und einsehen … . Gerade ein hohes Risikoverhalten ohne Weitblick zeigten mitunter Jungs in dieser Phase, was der zunehmende Einfluss der Peer-Gruppe noch verstärken könne.
Regelten Eltern bis etwa zum 10. Lebensjahr alles, waren Eltern bis dahin “wie Gott” für ihre Kinder, die in Beziehung zu ihnen Grenzen setzten und Regeln vorgaben, so brauchten und sollten Eltern in der Phase der Pubertät “nicht mehr Gott zu sein”, damit das Kind “auch Gott werden könne”.

Was ist damit konkret gemeint und von Elternseite her in der Phase der Pubertät, in zentralen Handlungssätzen zusammengefasst, zu tun?
1. Eltern sollten nichts von ihren Kindern Gesagtes persönlich nehmen.
2. Sie sollten es unterlassen, das Deutungsmonopol über alles haben, alles kommentieren und bewerten zu wollen, aber dennoch eine Position einnehmen; auch im Sinne der “Selbstfürsorge” Grenzen aufzeigen und offen sagen, was sie unterstützend leisten können und was nicht.
3. Sie sollten ergebnisoffen mit ihren Kinder reden, vor allem eine Fragehaltung einnehmen, ein Resonanzboden für ihre pubertierenden Kinder sein und immer wieder im eigenen Verhalten zeigen: “Ich bin hinter dir und neben dir – uneingeschränkt, was du tust.”
4. Sie sollten präsent sein, an ihrem Kind “dranbleiben”.
5. Sie sollten respektvoll mit den eigenen Kindern umgehen und in Beziehung bleiben, wahrnehmen, wie sich das eigene Kind entwickelt, das sein Leben alleine „stemmen“ will.

In regem Gedankenaustausch nahmen die anwesenden Eltern Anteil an den Gedanken von Herrn Wagner, stellten Fragen, gaben Einblicke in die Situation zuhause, was den Elternabend sehr interessant machte. Vor allem Herrn Wagner herzlichen Dank für den gelungenen Elternabend.