Fachexkursion der Kunstkurse 11 nach Trier am 19.12.2016

Kalt war es und windig – und deshalb bleibt uns wohl die römische Hypokaustenheizung in besonderer Erinnerung, wenn wir an die Exkursion nach Trier zurückdenken. Gerne hätten wir eine solche in Betrieb erlebt, warme Füße und beheizte Wände, ein Luxus! Doch halt, da war doch noch etwas! Ein beeindruckender romanischer Dom zum Beispiel. Endlich konnten wir den Unterschied zwischen Apsis und Chor räumlich erleben, den Blick eines Priesters oder eines Domkapitularen nachfolgen, der in das mächtige Kirchenschiff von eben dieser Apsis aus über den Chor und die Vierung hinweg in das gewaltige Mittelschiff der ältesten christlichen Kirche nördlich der Alpen führt. Fotos und Grundrisse können diesen Eindruck nur marginal wiedergeben, den heiligen Rock im Rücken, lassen wir den Blick über romanische, gotische und barocke Stilelemente schweifen und begreifen die wechselvolle Geschichte dieses Baus als eine Geschichte von Menschen, von Gemeinschaft und einer kontinuierlichen Veränderung. Was hier für den romanischen Bau gilt, trifft besonders für die gotische Liebfrauenkirche nebenan zu. Auch wenn von außen das himmelwärts strebende Prinzip jener Epoche eher verhalten zu Tage tritt, ist es doch im Inneren umso deutlicher zu sehen: der Zentralbau leuchtet trotz des milden Dezemberlichts erstaunlich hell und funkelnd in den Farben der großen, die Wände zurückdrängenden Maßwerkfenster. Die eigentümliche Atmosphäre dieses Raumes wärmt von Innen und lässt das Zittern gänzlich vergessen. Handwerker der Ile-de-France haben dieses Meisterstück erschaffen und im Dialog mit der massiven, blockhaften Romanik wird das Innovative der Gotik, ihre Leichtigkeit und kristalline Inszenierung des Lichtes geradezu greifbar. Aber die gemeinsame Basis all dessen sollte uns ein Besuch der Ausgrabung unter dem Gelände der heutigen Dominformation vermitteln: die ursprüngliche Größe der doppelflügeligen Domanlage, die bis weit in den heutigen Domvorhof hineinreichte und den Dom, wie auch die Liebfrauenkirche umschloss. Das Beeindruckenste war dabei aber nicht die später erreichte Größe der Kirchenanlage, sondern das Entdecken der kleinen Keimzelle christlicher Zusammenkünfte im Keller einer römischen Villa. Ein Ort aus einer Zeit, da die damals verfolgten Christen es nicht wagen konnten, sich öffentlich zu versammeln. Erst das Toleranzedikt von Mailand, das Kaiser Konstantin durchzusetzen wusste, machte dieser Verfolgung ein Ende. Übrigens für alle religiösen Ausrichtungen, die seitdem gleichberechtigt unter dem Schutz des Kaisers standen. Uns beschleicht das Gefühl, dass diese „antike“ Idee gerade heute eine besondere Bedeutung erhalten könnte!
So war unsere Exkursion wider Erwarten nicht nur eine Reise in die Vergangenheit, sie bestätigte vielmehr die alte Erkenntnis, dass das Lernen aus der Geschichte Erkenntnisse für die Zukunft bedeutet.
Spielerisch war das Ende unserer Runde durch die historischen Orte in Trier dann nach der Palastaula, bei der uns unser Kunstlehrer Herr Schambach die kinderzimmergroßen Kassetten der Holzdecke schätzen ließ, dann im Garten des Kurfürstlichen Palais‘. Inszenierung und die manierierte Gestik barocker Gartenskulpturen, die halbnackt und sichtbar fröhlich der Dezemberkälte trotzten, die auf Zeremoniell bedachte und auf die Gartenfront des Palastes ausgerichtete Planung des Gartens, die frohe Farbigkeit der Gebäudefront, die weißen, verspielten Gewandfalten der Figuren machten nicht nur Frau Simon und Herrn Schambach, die die Exkursion leiteten, Lust auf Zuckerguss und Sahnetorte – das alles aber bitte jetzt mit einem möglichst heißem Kakao!

(i.V. MSC, 19.12.2016)