„Ess O Ess“ – Wenn Essen zum Problem wird – Elternabend zum Thema Essstörungen

50% aller 9-10-Jährigen wollten laut einer Umfrage des Bundesanstalt für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) dünner sein, 30% dieser Altersgruppe hätten, so Frau Engler, Fachkraft für Suchtprävention beim Caritasverband und Referentin des Elternabends, bereits Diäterfahrungen, jede dritte Schülerin zeige Vorformen von Essstörungen, die im Allgemeinen vor allem bei Mädchen ab 14 Jahren und bei Frauen zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr aufträten.

Laut einer Bröschüre der BZgA (BZgA (Hg.), Essstörungen, Köln 2016, S. 11) liege eine Essstörung vor “wenn [eine junge Frau] Ihren Körper als “zu dick” ablehnt, wenn die Gedanken nur ums Essen und die Figur kreisen und Sie sich in Ihrem Leben kaum noch um andere Dinge kümmern können, wenn Sie ständig Angst haben, zu viel zu essen und zuzunehmen, wenn Sie Ihr Gewicht sehr streng kontrollieren, wenn Sie sich vorwiegend mit anderen, Ihnen schlanker erscheinenden Menschen” [vor allem aus den Medien] “vergleichen, wenn Sie nur noch nach Essens- und Diätplänen essen und sich spontanes lustvolles Essen verbieten, wenn Sie ständig noch mehr von sich und Ihren Leistungen erwarten und Sie häufig bei Misserfolgen, Enttäuschungen und negativen Gefühlen zum Essen greifen (Frustessen), wenn Essen zur Ersatzhandlung wird, statt satt macht, wenn Sie das Maß für die vernünftige Menge beim Essen verloren haben und selbst kleinste Mahlzeiten als üppig erleben, wenn Sie weder Hunger noch Sättigungsgefühl verspüren, wenn Sie ohne Kontrolle mal viel, mal wenig essen und unter hemmungslosen Essanfällen leiden.”

Welche Formen von Essstörungen gibt es?
Die Magersucht (Anorexie) sei eine “Körperbildstörung”, bei der das Durchschnittsgewicht unter 15% der Altersgruppe liege, was oft hormonelle Störungen, unregelmäßige Monatsblutungen etwa, zur Folge habe, so Frau Engler. Die Betroffenen erlebten sich auch dann noch als viel zu dick, obwohl das Normalgewicht schon erheblich unterschritten sei, weshalb man bei der Magersucht auch von einer Wahrnehmungsstörung spreche. Verhaltensauffälligkeiten seien oft sozialer Rückzug, Depression, Konzentrationsstörungen, eine übertriebene Beschäftigung mit dem Thema Essen – wie oben bereits unter allgemeinen Kennzeichen beschrieben. Auch ein Hang zum Perfektionismus und zur eisernen Disziplin ermögliche und/oder verstärke diese Essstörung. Bei 15% aller betroffenen Mädchen und Frauen verliefe diese Krankheit sogar tödlich.
Die Ess-Brech-Sucht (Bulimie), 1-3 % der Mädchen und jungen Frauen litten darunter, sei eine “heimliche Erkrankung”, vor der sich die Betroffenen oft schämten. Häufige Gewichtsschwankungen, Fressanfälle etwa seien äußere Kennzeichen; allerdings könnten Betroffene ihr Gewicht durchs Erbrechen nach dem Essen regulieren, so dass ihr äußeres Erscheinungsbild nicht auffallend sei.
Die Binge-Eating-Störung (BED) [binge (engl.) = schlingen], in vielen Punkten mit der Bulimie vergleichbar, sei eine Essstörung, bei der im Rahmen von Heißhungeranfällen Unmengen an Nahrungsmitteln gegessen würden; Gegenmaßnahmen wie bei der Bulimie erfolgten jedoch nicht, sodass die Betroffenen unter Übergewicht oder sogar Adipositas litten.

Es gäbe, so Frau Engler, nicht die eine Ursache für die beschriebenen Erkrankungen, aber einige diese Erkrankungen fördernde Faktoren ließen sich jedoch ausmachen:
a) familiäre Faktoren: Überbehütung, hohe Leistungsanforderungen, klassische Rollenverteilung zuhause u.a. (mögliche Ursachen für eine Magersuchtentwicklung)
b) Persönlichkeitsfaktoren: Ablehnung der Frauenrolle, hohe eigene Leistungsanforderungen, Aktivität als Gefahr, “Nahrung” als Schutzfaktor u.a.
c) gesellschaftliche Faktoren: Schönheits- und Schlankheitsideale u.a.

Erste Auffälligkeiten seien: Diäten, Veränderungen in den schulischen Leistungen, Rückzug bisheriger Freunde, Veränderungen im Körperbild

Zum Schluss der gelungenen Veranstaltung gab Frau Engler den anwesenden Eltern allgemeine Hinweise, falls der Verdacht auf eine Essstörung vorliege:
– wachsam bleiben
– die Erkrankung nicht bagatellisieren
– keine gegenseitigen Schuldzuweisungen vornehmen
– nicht über den Kopf der Betroffenen handeln
– mögliche Bedingungen ändern, die eine Essstörung aufrechterhalten

Den anwesenden Eltern und vor allem Frau Engler herzlichen Dank für die vielen wertvollen Impulse zum Thema.

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zur Vertiefung empfohlen: Broschüre der BZgA zum Thema Essstörungen: http://www.bzga.de/botmed_35231002.html

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