Gesprächsabend für alle Eltern zum Thema ‚Essstörungen‘

„Eine Essstörung besteht, wenn sich die Gedanken und der Alltag nur noch um Essen oder Nichtessen drehen und wenn die Gewichtskontrolle das Wichtigste im Leben ist.“
Mit diesem Zitat begannen die Referentin vom Caritasverband, Frau Engler, den Gesprächsabend, an dem leider nur wenige interessierte Eltern teilnahmen.

Frau Engler referierte über verschiedene Formen der Essstörung/Esssucht: u.a die Anorexie und die Bulemie
Anhand von Fallbeispielen wurde schnell klar, wie schwer es im Einzelfall ist, ein bestimmtes Essverhalten noch dem Genuss zuzuordnen oder bereits schon als auffällig oder als Suchtverhalten einzuordnen.
Die Referentin nannte in ihrem anschließenden Vortrag Kennzeichen eines gestörten Essverhaltens:

  • Gewichtsverlust, der selbst herbeigeführt ist durch Hungern, den Missbrauch von Medikamenten, übertriebene körperliche/sportliche Anstrengung
  • strikte Kontrolle der Nahrungsaufnahme
  • Körperbildstörung

mit Auswirkungen wie

  • sozialer Rückzug, Depression, Gereiztheit
  • Schlaf- und Konzentrationsschwierigkeiten
  • ungewöhnliche Kälteempfindlichkeit
  • übertriebene Beschäftigung mit Essen – einhergehend mit einem Verlust an Lebensfreude
  • Verleugnung von Hunger, Verleugnung von (Ess-) Problemen

Ursachen dieser Verhaltensstörung seien

  • Streben nach Perfektionismus
  • Umbruchssituationen (Pubertät, Scheidung der Eltern, Umzug …), die nicht bewältigt werden könnten
  • Ausweichen von Konflikten; fehlende Streitkultur in der Familie
  • mangelndes Selbstwertgefühl
  • soziale Isolation
  • Unterdrückung von Gefühlen wie Wut, Trauer etc.
  • Verbreitung eines krankmachenden Schönheitsideals durch die Medien
  • erlebte Grenzüberschreitungen ( wie etwa eine Vergewaltigung)
  • eine Essstörung oder ein problematisches Essverhalten der Eltern ( z.B. Diäthalten, Essen bei Frust, keine geregelten gemeinsame Mahlzeiten)
  • negatives Erleben von Esssituationen (z.B. wenn Kinder zum Essen gezwungen werden, den Teller leer essen müssen, häufig Streit beim Essen erleben, häufig vor dem Fernseher ’nebenbei‘ essen)

Vor allem der Aspekt der Körperbildstörung wurde mit Hilfe eines Zitats von einer 17-Jährigen sehr deutlich:
„Und ich muss auch sagen, dass ich mich wirklich total fett finde, ich meine, wenn ich mich im Spiegel betrachte, dann könnte ich mich übergeben …
Aber es gibt komischerweise auch Tage ( wie gestern), an denen ich in den Spiegel schaue und die mich total erschreckt haben …..
Ich sah ein Mädchen mit spindeldürren langen Beinen und Armen, einem eingefallenen Gesicht … das verstehe ich nicht, manchmal habe ich richtig Angst vor mir selbst.“
Die harten Fakten belegten – so Frau Engler – dass 50% der 9- und 10- jährigen Mädchen einer Studie nach dünner sein wollten, bis zu 30% der Mädchen unter 10 Jahren bereits Diäterfahrungen hätten, knapp jede dritte Schülerin an Vorformen von Essstörungen leide.

Wie immer bei Probleme gelte es auch im Rahmen einer Essstörung, das Problem von seiten der Eltern oder auch von seiten der Freude anzusprechen und klar Position zu beziehen, die Erkrankung nicht zu bagatellisieren. Eltern sollten ihr Kind dazu motivieren, fachliche Hilfe in Anspruch zu nehmen bei den Caritasberatungsstellen (z.B.); zudem im Esssverhalten selbst ein gutes Vorbild sein.

Die Power-Point Präsentation zum Vortrag kann hier im pdf-Format heruntergeladen werden.

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