Do widzenia, Polska!

Auf dem Programm der Studienfahrt nach Polen standen zunächst für viele Schüler bisher nur unbekannte Städtenamen wie Wroclaw (Breslau), Kraków (Krakau) oder Gliwice (Gleiwitz). In der Vorbereitungsphase vor der Kursfahrt änderte sich das bereits ein stückweit: Schülerteams informierten ihre Mitschülerinnen und Mitschüler über die mit diesen Städten in Schlesien verbundene[n] Geschichte[n] und Menschen. Erst, wenn Orte und Landschaften tatsächlich erlebt, gesehen, gefühlt und zu Fuß erkundet werden, wird Theorie anschaulich und wirklich begreifbar. Gelegenheit dazu erhielten die Schülerinnen und Schüler der 12. Jahrgangsstufe auf ihrer Kursfahrt nach Polen, die Herr Fojtzik vorher perfekt vorbereitet hatte.
Nachdem nach langer Busfahrt auf der Dominsel in Wroclaw im Hotel eingecheckt worden war, bot sich den Schülern eine erste Möglichkeit, die Umgebung des Hotels unweit der Stadtmitte zu erkunden, wobei dem ein oder anderen zu später Stunde noch der Gaslaternenanzünder begegnete, der täglich seine Runden auf der Dominsel dreht, um die Gaslaternen dort bei Abendeinbruch anzuzünden. Das Highlight des ersten gemeinsamen Abends war das Mitfiebern beim Fußballspiel Argentinien gegen Deutschland im Eingangsbereich des Hotels, das durch Götzes Treffer in der 113. Minute umschlug in pure Begeisterung für die Nationalmannschaft.
Am nächsten Morgen begann gegen 10.00 Uhr eine geführte Stadtbesichtigung: Es wurde schnell klar, wieso Wroclaw das „Venedig des Nordes“ ist: Brücke um Brücke über die Order wurde überquert mit immer wieder tollen Ausblicken über die Oder und die Stadt. Eine der Brücken, die die Dom- mit der Sandinsel verbindet, war besonders auffallend, weil sie mit vielen Beweisen ewiger Liebe, kleinen Eisenschlössern nämlich, dekoriert ist. Schnell verflog die Zeit bei der kurzweiligen Führung, die einen Schnelldurchlauf durch die Geschichte Wroclaws möglich machte; einer Geschichte mit oft wechselnden Herrscherhäusern oder Usurpatoren: von den Piasten, den Böhmen, den Habsburgern und Hohenzollern, den Nationalsozialisten bis hin zu den Politikern, die eine selbstständige Republik Polen nach dem 2. Weltkrieg schufen.
Dass immer wieder kleine bronzene, meist schmunzelnde und irgendwo herumlümmelnde Zwerge an Laternen, an Hauswänden oder an Straßenrändern zu sehen waren, erfreute jedes Mal. Romanik und Gotik, Barock und Renaissance, Jugendstil und kommunistische Plattenbauweise prägen als europäische Bauweise das Gesicht Wroclaws auch heute noch, besonders aber die über 200 Zwerge, so der Fremdenführer, seien etwas, was die jetzigen Bewohner von Wroclaw stark verbinde: Sie erinnern allesamt an eine Jugendprotestbewegung in den achtziger Jahren gegen das kommunistische Regime in Polen.
Die Führung endete am „Rynek“, dem wunderschönen großen Platz in der Altstadt. Lebhaft und quirlig präsentierte sich der „Ring“ bei schönstem Sonnenschein. Von hieraus konnte die Stadt erstmals auf eigene Faust in kleinen Gruppen erkundet werden. 
Nach dem Auschecken aus dem Hotel am anderen Morgen ging die Fahrt weiter nach Krakau. Unterwegs konnte der Gleiwitzer Sender besichtigt werden. Ein fingierter Überfall der Nationalsozialisten dort wurde in Nazi-Deutschland propagandistisch ausgeschlachtet zur Rechtfertigung des Überfalls auf Polen.
In Kattowitz war ein Zwischenstopp auf dem Weg nach Krakau eingeplant, um sich in der Shopping Mall  „Silesia City Center“ mit Essen und Souvenirs einzudecken. 
Nach kurzer Busfahrt war Krakau erreicht, schnell waren die Koffer in den Zimmern verstaut und eine erste Tuchfühlung mit der Altstadt Krakaus war auf einer gemeinsamen Wanderung möglich. An der Weichsel entlang ging es zum „Wawel“, einem Königsschloss, in dem alle polnischen Könige gekrönt wurden. Wie prächtig der Wawel ausgestattet ist, zeigte sich während der Stadtführung am folgenden Tag: Besonders der Innenhof des Schlosses mit den tollen Renaissancearkaden war eindrucksvoll. Aufgrund der drückenden Hitze während der Führung kam die Besichtigung des Innenhofs des ältesten Teils der Jagiellonischen Universität, einer der ältesten Universitäten Europas aus dem 14. Jahrhundert, gerade recht. Der Rundgang endete am Krakauer Marktplatz, sicherlich einer der schönsten Marktplätze der Welt. Die Marienkirche mit dem Veit Stoß Altar, das Turmlied, das stündlich in alle Himmelsrichtungen trompetet wird, die Tuchhallen und Tausende von Bars, Cafés und Restaurants machen Krakau zu einer wirklich aufregenden Stadt. Dass Krakau seit vielen Jahren UNESCO Weltkulturerbe ist, verwundert deshalb nicht.
Sehr bedrückend, aber wichtig war der Besuch in Auschwitz am folgenden Tag. Die Führung durch das Stammlager und Auschwitz-Birkenau zeigte eindrücklich die Bestialität und Gnadenlosigkeit des Nazi-Regimes. Es ist zu wünschen, dass das zu Beginn der Führung an einer der Barackenwände zu lesenden Zitat “ Wer aus der Geschichte nicht lernt, der ist dazu verdammt, sie zu wiederholen“ von George Santayana in Erinnerung bleibt. Auf der Rückfahrt nach Krakau war es still im Bus; jeder reflektierte das gerade Gesehene und Gehörte.
Der letzte Abend klang harmonisch aus in der schönen Innenstadt von Krakau. Freitagmorgen ging’s wieder nach Hause.
Aus der Vielzahl der bleibenden schönen Eindrücke von der Kursfahrt und der vielen guten Erfahrungen wird sich möglicherweise bei dem ein oder anderen ein „Do widzenia“, ein „Auf Wieder-sehen“ mit Polen ergeben.